Diepholzer Gans Die Gänse-Weide

Die Weide

Wie kein anderes Geflügel ist die Gans durch die Beschaffenheit ihres Schnabels dazu geeignet Gras zu fressen. Dank der scharfen Schnabelkanten kann auch sehr kurzes Gras gefressen werden. Gänse können sehr gut Schafweiden nachfressen, was aber einen starken Verbiss der Weide zur Folge haben kann.

Um dies zu vermeiden sind Weiden in mehrere Parzellen einzuteilen und jeder einzelnen Parzelle ist nach der Nutzung genügend Erholungszeit zu gewähren.

Weidepflege

Von Gänsen genutzte Weideflächen müssen regelmässig ausgemäht werden. Gänse sind mehr oder weniger heikel, was die Auswahl von Gräsern und Kräutern (Unkräutern) angeht. Wird regelmässig ausgemäht, kann das Verstrauchen und Verunkrauten verhindert werden.

Düngen der Gänseweide ist nicht erforderlich, denn Gänsemist ist sehr nährstoffreich. Was aber sinnvoll sein kann, ist das einmalige Ausstreuen von Steinmehl vor Beginn der Vegetationszeit.

Steinmehl kann den Boden positiv beeinflussen. 7-8 Gänse liefern beispielsweise in einem Jahr den Nährstoffbedarf für 500m² Wiesland.

Zaun

Wann müssen wir einzäunen? Gänse sind standorttreu und wissen, wo sie zu Hause sind. Hingegen lässt ihr Anstand zu wünschen übrig, überall hinterlassen sie Kot, angefressene Gemüsepflanzen, benagte Obstbaumstämmchen, unregelmässig abgefressene Weiden oder sie verscheuchen Kinder. Um dies zu verhindern, zäunen wir ein.

Im weiteren dienen Gehege auch als Schutz gegen herumstreunende Tiere, z.B. Hunde.

Zaunbau

Zäune werden in der Regel von Diepholzergänsen eher selten überflogen, darum genügt eine Zaunhöhe von 100-120 cm. Es muss aber trotzdem darauf hingewiesen werden, dass auch 150 cm absolut in ihrer Reichweite liegen.

Ein Zaun aus Holz ist aufwendig, aber schön anzuschauen. Je nach Holzart und Imprägnierung ist solch ein Zaun mehr oder weniger beständig.

Handelsübliche Kunststoffnetze zum Umstecken sind nur beschränkt brauchbar, weil viele Gänse schnell herausfinden, dass sie unten durchschlüpfen können.

gitter kann - auch ohne dass es fest montiert wird - als Umsteckzaun verwendet werden, z.B. "Ursus leicht" 120 cm.

Diese Art Zaun hat sich gut bewährt, ist mobil und kann schnell aufgestellt und wieder abgebrochen werden. Die Gänse können bei diesem Zaun nicht unten durchschlüpfen.

Bademöglickeiten

Leichte Landschläge wie die Diepholzer Gans brauchen zur Paarung nicht unbedingt Wasser. Es könnte also auf Bademöglichkeiten verzichtet werden.

Wer aber Gänse schon beim Baden beobachtet hat, wird ihnen das Wasser nicht vorenthalten. Da Gänse zum Wassergeflügel gehören, ist es nur artgerecht, wenn sie einen Teich haben.

Wichtig ist - wie auch immer der Teich gebaut wird - die Ausstiegsmöglickeit muss rampenförmig sein.

Gänse sind beim Überschreiten von Hindernissen recht unbeholfen; Jungtiere können rasch ertrinken, wenn sie nicht mehr aus dem Wasser kommen.

Da das Wasser ziemlich schnell verschmutzt, sollte der Teich gut zu reinigen sein.

Zur Not eignen sich für Gössel flache Kaninchenstallschalen aus Kunststoff und für ausgewachsene Tiere die grossen, hohen. Die Tiere können darin das Gefieder richtig benetzen, zudem sind die Schalen leicht zu reinigen.

Futterstelle

Bei der Haltungsart "In der Nacht im Stall - bei Tag auf der Weide" füttern wir die Hauptration auf der Weide, was sich bewährt hat.

Ideal wäre, wenn man den Futterplatz befestigt, so kann er nicht verschlammen und kann dafür aber gemistet werden. Ist diese Möglichkeit nicht vorhanden, sollte er regelmässig versetzt werden.

Als Futter und Wassergeschirre eignen sich Plastikbecken oder Steingutschalen. Das Wassergefäss sollte so gross sein, dass die Gänse problemlos den Kopf eintauchen können.

Historisches

Der folgende Text stammt aus einer Zeit, als es noch Leute gab, die vom Gänsehüten lebten. Das Wort "heute" bezieht sich auf das Jahr 1948.

Für die Weide der Gänse gibt es schon im 16. Jahrhundert Dorfordnungen, die sich zum Teil bis heute erhalten haben. So wird aus der Diepholzer Gegend, wo sich grosse Brüche befinden, berichtet, dass diese von den alteingesessenen Bürgern (den Weideberechtigten) ohne Entschädigung mit einer bestimmten Anzahl Tiere beschickt werden dürfen. Über die Anzahl der aufgetriebenen Tiere wird genau Buch geführt, und jedes Tier wird vor dem Auftrieb gekennzeichnet. Der Auftrieb ohne Kennzeichnung wird mit 50.- RM bestraft. Sämtliche Gänse unterstehen der Obhut des im Bruche wohnenden Weideaufsehers, der sie allabendlich zum Schutz gegen Raubzeug in einen Pferch zusammentreibt. Es liegt klar auf der Hand, dass diese Art der Haltung den allergünstigsten Einfluss auf den Gesundheitszustand und die Widerstandskraft hat. In Kurhessen stiess ich auf ähnliche Verordnungen. So stellte ich in Mehlen Krs. Waldeck folgendes fest: Die Gänseweide gehört der politischen Gemeinde. Die Gemeinde stellt diese Weide unentgeltlich zur Verf ügung. Von der Gemeinde ist ein Gänsehirt bestellt, der von den Besitzern der Tiere besoldet wird. Für die Weidezeit (April bis Oktober) sind zu zahlen: je Jungtier 25 Pfg.; für eine Muttergans eine Naturalleistung, bestehend aus 4 kg Brot und einem normalen Korb Kartoffeln. Die Gänseriche sind frei. (Das ist eine anständige Behandlung des männlichen Wesens!). Der Gänsehirt holt die Tiere morgens um 8 Uhr ab und bringt sie abends um 17 Uhr zurück. Bis zum 1. Mai muss man die Gänslein allerdings bringen und holen. Eingefriedet ist die Weide nicht, weshalb der Hirt mit einem Hunde immer bei der Herde bleibt.

In Bensheim (Krs. Kassel): Die Weide gehört der Gemeinde. Bis 1931 wurde ein Gänsehirt gehalten, der für jede Gans 5 Pfg. von jedem Gemeindemitglied bekam. Heute ist die Weide auf Gemeindekosten mit einem Holzzaun eingezäunt. Die Weidebenutzung ist für die Gemeindemitglieder frei. Von Nachbargemeinden müssen für jede Gans 20 Pfg. gezahlt werden. Seit der Einzäunung wird ein Hirt nicht mehr gehalten. Jede Familie treibt die Gänse selbst dorthin, bzw. holt sie abends. Futter bekommen die Tiere auf der Weide, ausser Gras und Wasser, nicht.

In Merkershausen (Bayern), eine Gemeineide von 780 ha Acker, 200 ha Wiesen und 120 ha Wald, mit 420 Einwohnern (1933), werden 120 alte und 180-200 junge Gänse gehalten. Sie kommen auf eine 3 ha grosse Weide, doch wird nach der Ernte die ganze Flur abgehütet. Der Hirt erhält 75 Pfg., in Normalzeiten 1/2 kg Brot je alte Gans, je junge Gans die Hälfte.

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